Umfrageaktion: Alkoholprävention bei Jugendlichen aus Sicht der Erwachsenen 

Im April 2010 fand in der Erbacher Werner-von-Siemens-Straße eine Befragung Erwachsener zum Thema „Wie sollten Eltern auf den Alkoholkonsum Jugendlicher eingehen?“ statt. Allerdings wurde die Befragung nicht mit Fragebögen durchgeführt, sondern es wurden sechs Kunststoffröhren aufgestellt, die mit unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten etikettiert waren. Die Passanten wurden gebeten, drei Bälle in die Säulen zu werfen, deren Handlungsvorschlägen sie am meisten zustimmten. Damit sich die Befragten nicht durch die bereits eingeworfenen Bälle beeinflussen ließen, waren die Säulen vorne mit einem Sichtschutz verblendet.

Durchgeführt wurde die Aktion von der Fachstelle für Suchtprävention des DRK in Erbach in Kooperation mit Stadtjugendpfleger Gerhard Müller (Erbach) im Rahmen des Erbacher Präventionsprojektes „Gewalt, Scherben und Alkohol“. Hintergrund für die Durchführungsidee waren vorangegangene gemeinsame Aktionen zur Alkoholprävention mit Jugendlichen, bei denen sich auch aus Sicht der beteiligten Jugendlichen herauskristallisierte, dass die Erwachsenen unbedingt in die Präventionsaktivitäten einzubeziehen sind. Es für sehr wichtig, die Erwachsenen in die Präventionsarbeit einzubeziehen, weil Eltern wichtige Vorbilder für die Jugendlichen sind. Dieser Meinung zeigte sich auch ein Passant: “Ich finde es gut, dass das hier gemacht wird. Die Erwachsenen sind wichtig bei diesem Thema“. Eine andere Befragte erklärte: „ Ich bin trockene Alkoholikerin, deshalb weiß ich, wie wichtig diese Präventionsarbeit ist“. Insgesamt wurde die Aktion durch die Befragten sehr positiv aufgenommen.


von links: Gerhard Müller, Horst Weigel mit Standbesuchern

Die am häufigsten gewählte Handlungsmöglichkeit der Aktion war, dass Eltern Kinder über die Risiken von Alkohol aufklären sollten. Knapp dahinter folgte auf Rang zwei der Vorschlag „Eltern sollten wissen, wo es Hilfen gibt und bereit sein, sie in Anspruch zu nehmen“. Leider kam der Vorschlag „Eltern sollten Jugendlichen den angemessenen Umgang mit Alkohol vorleben“ mit großem Abstand erst auf Platz vier. Offenbar können sich viele Eltern vorstellen mit ihren Kindern über die Risiken des Alkohols zu sprechen, möchten jedoch andererseits nicht, dass die Jugendlichen fragen, welche Schlüsse sie aus dem Alkoholkonsum der Erwachsenen ziehen sollen, bzw. möchten nicht an den eigenen Taten gemessen werden. Vielfach richten sich Maßnahmen zur Alkoholprävention an Jugendliche. Andererseits erhalten die Jugendlichen den Alkohol auch oft mit Billigung der Erwachsenen, obwohl sie ihn nach den Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes noch gar nicht trinken dürften. Dies zeigt sich beispielsweise in der Akzeptanz von Schnaps trinkenden Konfirmanden nach der Konfirmation in einigen Odenwaldgemeinden. Und das, obwohl Spirituosen aus gutem Grund nach dem Gesetz den Erwachsenen vorbehalten sind. Die Köpfe der Erwachsenen sind die größte „Baustelle“ in der Alkoholprävention Jugendlicher. Die Grundhaltungen der Erwachsenen und die sich hieraus ergebenen Handlungen sind ein Hauptarbeitsfeld in der Alkoholprävention. Wenn die Erwachsenen das Jugendschutzgesetz endlich konsequent umsetzten und den Jugendlichen durch eigenes Handeln einen risikoarmen Umgang mit Alkohol angemessen vorleben würden, hätte das sicher eine deutliche Wirkung auf das Konsumverhalten der jungen Menschen.


Standbesucher

Fachstelle für Suchtprävention im Suchthilfezentrum des DRK Odenwaldkreis, Untere Seewiese 11, 64711 Erbach, Tel.: 06062-60775, Fax: 06062-60774, mail: suchtvorbeugung@drk-odenwaldkreis.de
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